„Underwater Cities“ war für mich eine der großen Überraschungen auf der letztjährigen Messe in Essen. Ehrlich gesagt, hatte mich eigentlich nur
speziell die thematische Umsetzung interessiert; dass ich dann aber ein wirklich anspruchsvolles und interessantes Spiel entdecken würde, hatte ich wirklich nicht erwartet. Die hübsch gestaltete Box
ist gar nicht so groß, ist aber schon gut gefüllt mit (meist) gutem Material: ein doppelseitiger Spielplan, 4 Spieler-Tableaus, 4 Spielübersichten, unzählige Karten, viele Tokens (Tunnel, Ressourcen,
Credits…), kleine Plastikscheiben als Gebäude, Halbkugeln aus Plastik als Städte, eine 20-seitige Spielanleitung (bisher nur in englischer Sprache verfügbar). Mir gefällt das Material ziemlich
gut. Zugegeben, die Plastikscheiben, die als Gebäude dienen, sind recht klein ausgefallen. Passt man nicht auf, fällt die obere Scheibe schnell mal runter… und wieder mal sind die
Spielertableaus viel zu dünn ausgefallen. Leider ist das mittlerweile oft so, eben auch hier bei „Underwater Cities“. Der Rest gefällt mir ganz gut. Das Kartenmaterial ist umfangreich und
hübsch.
Um was geht es nun bei „Underwater Cities“?... wir bauen auf einem eigenen Tableau ein Netzwerk auf Unterwasser-Städten, denn die Metropolen auf
der Erdoberfläche sind so was von überbevölkert und man muss nach alternativen Lösungen suchen... und diese findet man eben unter der Wasseroberfläche. Die Aktionsauswahl erfolgt mittels einer
Kombination aus Workerplacement und dem Ausspielen von Karten. Standardmäßig hat man bei seinem Zug drei Karten auf der Hand. Diese Karten dienen dem Stadtausbau (teilweise gibt es aber auch Karten
mit Soforteffekten, die nach der Nutzung abgelegt werden); es gibt sie in drei Farben. In diesen drei Farben gibt es auf dem Spielplan auch Aktionsfelder. Ist man an der Reihe, wählt man mit einem
seiner Aktionsmarkern ein verfügbares Aktionsfeld auf dem Spielplan aus. Dann muss man aber ergänzend noch eine Karte von der Hand ausspielen. Zeigt diese Karte die zum Aktionsfeld passende Farbe,
kann der Spieler die Aktionen der Karte UND die Aktionen des Aktionsfeldes ausführen. Passt die Farbe nicht zum Aktionsfeld, dann darf der Spieler NUR die Aktion des Aktionsfeldes nutzen. Diese Art
der Aktionsauswahl gefällt mir super und habe ich so auch noch nicht gesehen.
Pro Runde hat man drei Aktionsmarker zur Verfügung. Nachdem man alle Aktionsmarker genutzt hat, endet die Runde. Die Spielreihenfolge wird neu
festgelegt, man erhält die Aktionsmarker zurück, dann geht es mit der nächsten Runde weiter. Insgesamt 10 Runden werden gespielt. Nach den Runden 4, 7 und 10 gibt es eine Produktionsphase. Die
Städte, die Farmen, die Plantagen, die Labore und auch die Tunnel werfen dabei Ertrag ab, den man dann in den weiteren Runden möglichst gewinnbringend nutzen kann. Um neue Städte zu erschließen, baut
man auf seinem Tableau ein Netzwerk aus Tunneln auf. Außerdem verbindet man die wachsende Unterwasser-Region auch mit den oberirdischen Metropolen, was wiederum gewisse Vorteile mit sich bringt,
Punkte, Rohstoffe, etc... für die drei Ären (ja, das ist tatsächlich der Plural von Ära *gg*) gibt es satte 180 Karten, was schon sehr cool ist. Neben diesen "normalen" Karten, die man bei
Rundenende immer wieder nachzieht, liegen auf dem Spielplan auch Spezialkarten aus. Diese kann man mit einer speziellen Spielplan-Aktion erhalten und dann in einem weiteren Zug wie eine
"normale" Karte bei der Aktionsauswahl ausspielen.
Klar, durch das Kartenziehen gibt es einen gewissen Glücksfaktor, in etwa so wie das auch bei Terraforming Mars der Fall ist, doch auch hier gibt es
Aktionen, die es dem Spieler erlauben, zusätzliche Karten zu ziehen. Zwar muss er dann wieder auf sein Handkartenlimit abwerfen (standardmäßig sind das drei Karten), aber damit kann er natürlich
gezielter Karten aufbehalten, die er unbedingt nutzen möchte. Viele Leute vergleichen „Underwater Cities“ etwas mit Terraforming Mars, welches ich auch super finde. Ja, durch die umfangreiche
Kartennutzung für die Aktionen kann man das tatsächlich nachvollziehen, doch durch die Kombination aus Kartennutzung und Workerplacement hebt sich „Underwater Cities“ von anderen Spielen dieser
Art ab. Damit hat es sich nach kurzer Zeit schon einen festen Platz in meiner Sammlung ergattern können.
Auch zu zweit funktioniert das Spiel schon ziemlich gut. Um die Aktionsfelder an die Spieleranzahl anzupassen, gibt es zwei Spielplanseiten. Was mich
vielleicht ein klein wenig stört ist die Tatsache, dass das Spiel in Vollbesetzung schon recht lange dauert. Mit den angegebenen 150 Minuten kommt man nicht unbedingt ganz hin. Hat man den einen oder
anderen Grübler am Tisch, dann kann sich die Aktionsauswahl schon etwas ziehen und schnell ist man dann bei drei Stunden oder mehr. Das fühlt sich dann in der Konsequenz dann doch etwas lang an, für
das was hier geboten wird. Deshalb würde ich das Spiel eher zu zweit oder zu dritt spielen, dann fühlt es sich genau richtig an.
Mit „Underwater Cities“ hat der neue Verlag „Delicious Games“ ein tolles erstes Spiel auf den Markt gebracht. Vielleicht findet sich ja bald
noch ein Verlag, der eine deutsche Version davon herausbringen wird. Oft ist es ja so, dass man nicht besonders gut Englisch können muss, um eine englische Version spielen zu können. Hier sollte man
es aber schon können: zum einen ist die Spielanleitung recht umfangreich, zum anderen gibt es auch einige Texte auf den Karten. Wen das nicht stört, sollte sich „Underwater Cities“ unbedingt
mal anschauen.
Fazit: eines meiner Highlights des letzten Jahres!!!
(c)2018 Dirk Trefzger
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